Mittwoch, 11. Januar 2017

Kein Fetischobjekt!

Von Evelyne

Hä ja, da sind sie wieder, die Burkas. Nicht wirklich in den Strassen - aber auf den Plakaten. "Gähn", schon so oft gesehen, schon so oft aufgeregt. Aber eben nicht "Gähn", da "Kotz!" Immer und immer wieder "Kotz"!

Die SVP macht mit dem altbekannten Motiv der verhüllten Frau wieder einmal Stimmung gegen Ausländer. Dieses Mal geht es um die erleichterte Einbürgerung der Bewohner_innen dieses Landes, die bereits in dritter Generation hier sind. Auch das geht der SVP zu weit, denn auch Terzos sind versteckte Extremist_innen, wie uns das Plakat wieder einmal weiss (oder braun) machen will.

Fast genau so zum kotzen wie die Plakate, denen sich dank Millionenbudget kaum jemensch im Alltag entziehen kann, ist die Reaktion einiger, die sich über diese Plakate aufregen. Sie trumpfen mit Statistiken auf, in denen gezeigt wird, dass über 95% aller Terzos aus EU-Ländern oder allerhöchstens noch dem restlichen Europa stammen.

Ist das wirklich das Argument gegen Rassismus? Die Einbürgerung von Terzos ist darum nicht so schlimm, weil es eben nicht die anderen sind, sondern weil diese Leute aus Ländern kommen, die der Schweiz so ähnlich sind?



Right Emily! Das Plakat bedient sich dem weiblichen Körper, um sein rassistisches Argument zu machen. Dabei kann sich die SVP bis heute nicht einmal entscheiden, ob sie die verschleierte Frau nun befreien oder für eine Terroristin halten wollen.

Es gilt, was gerade so in den Kram passt. Will die SVP ihre hegemoniale Männlichkeit ausstellen, kommt sie mit Trompeten und Fanfaren, um die unterdrückte verschleierte Frau zu befreien; steht der xenophobe Stimmengewinn gerade an der Tagesordnung, bleiben nur noch die Umrisse der Verschleierten übrig und sie wird zur Gefahrenzone.



Das Gegenargument gegen die redundanten SVP-Plakate ist ganz einfach: Leute, die bereits in dritter Generation in einem Land leben, sollten die Möglichkeit haben sich ohne grosse Hürden einbürgern zu lassen - ob sie nun ein Kopftuch tragen oder nicht. Die verschleierte Frau ist kein Fetischobjekt anhand derer sich politische Kämpfe austragen lassen.