Die Bennet-Girls |
Amanda Price lebt in London der Gegenwart und ist mit ihrem Leben ziemlich unzufrieden, sie sitzt am liebsten auf dem Sofa und liest schmachtend Pride and Prejudice. Da öffnet sich auf einmal eine Tür in ihrem Badezimmer und Elizabeth Bennet steht vor ihr. Die beiden tauschen mehr oder weniger freiwillig die Plätze und so findet sich Amanda plötzlich im 19. Jahrhundert wieder, in einem Buch das im 19. Jahrhundert spielt genauer gesagt.
Amanda trifft Elizabeth Bennet |
Sie wird Teil der Geschichte und nichts läuft mehr so, wie es geschrieben steht. Betrunken von Punsch knutscht Amanda Mr. Bingley auf einem Ball, worauf sich dieser angesichts solch ungewöhnlicher Avancen in sie statt in Jane verliebt. Sie wird ihn erst mit der Behauptung wieder los, dass sie auf Frauen stehe. Amanda versucht alles, um die Geschichte wieder ins Lot zu bringen, verspricht gar den garstigen Mr. Collins zu heiraten, der sich gerne in seiner Hosentasche kratzt und dann intensiv an seinen Fingern riecht.
Bei Lost in Austen ist alles ein bisschen übertrieben, aber gerade diese Übertreibung ist grandios. Ein einzelner Mensch aus der Zukunft beeinflusst die ganze Geschichte und das Denken der Figuren. Sie beginnen sich nach einem aufregenderen Leben, das weniger limitiert ist zu sehnen. Wir erfahren auch so einiges über die Figuren, das wir noch nicht wussten. Caroline Bingley macht Amanda Avancen und outet sich als homosexuell. Der durchtriebene Wickham gibt sich zwar als Opportunist, ist jedoch grundanständig und seine Verfehlungen gegen Georgiana unwahr. Mr. Darcy ist durch den Blick einer Frau unserer Zeit noch unerträglicher und arroganter als je zuvor. Allerdings holt Amanda bald das Beste aus ihm raus, schickt ihn in Reminiszenz an Colin Firth in einem weissen Hemd ins Wasser und traut ihren Augen kaum: „I am having a bit of a strange post-modern moment here.“ Mr. Darcy: „Is that agreeable?“ Amanda Price: „Oh, yes. Yes.”
Is that agreeable? |
So klingt Mrs. Bennet auf einmal wie Musik in den Ohren und nicht mehr wie die ewig nörgelnde Glucke, als die sie bei Austen erscheint.
Am Ende treffen sich Elizabeth und Amanda wieder im modernen London und machen sich auf zum Haus der Bennets, Liz bestellt und zahlt gleich ein Taxi übers Internet und gesteht, in der falschen Zeit geboren zu sein und sich hier sehr wohl zu fühlen.
Liz hat sich verändert |
Elizabeth eröffnet ihrem Vater, dass sie wieder weggehen wird und befürchtet, dass ihre Mutter sehr wütend darüber sein wird. Der Vater meint dazu: “If you go your mother will never see you again but if you don’t then I will never see you again.” (Jane Austen Fans wird dieser Satz bekannt vorkommen.
In Lost in Austen werden aus den Bennet-Girls zwar keine Revoluzzerinnen, sie werden aber durch Amanda dazu gebracht die Werte der Zeit zu hinterfragen. Insbesondere die Männer sind von der seltsam gekleideten und sprechenden Frau verunsichert.
So empfehle ich die Miniserie jeder und jedem, die oder der Jane Austen Verfilmungen liebt, sich dabei jedoch nach mehr Leidenschaft und Sass sehnt.
We have been married nearly 200 years |
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