Donnerstag, 6. Februar 2014

Zur Kampagne der Anti-Abtreibungs-Initiative vom 9.2.14

von Jasmine

Nein, nein, nein.










Zur Abstimmung vom kommenden Sonntag.
Ich habe ein kleines Bastelprojektchen vorgenommen: Habe die Plakate für ein Ja zur Abtreibung-selber-bezahlen-Initiative überklebt.
Ich bin mir bewusst, worum es den Initiant_innen tatsächlich geht: Frauen (das sind für diese Leute schlichtweg Menschen mit Gebärmüttern), die mit Männern (was anderes kommt ihnen ja eh gar nicht in den Sinn) sexuell aktiv sind zu beschämen und grundsätzlich über weibliche Körper zu entscheiden, letzlich auch darum "Frauen" zu Müttern zu machen, womit sie wiederum verknüpfen, dass "die Frau" dann kontrollierbar wird. und so weiter und so fort, bla, bla, langweilt mich. Ich mag das grad nicht in aller Ausführlichkeit schon wieder durechätsche.

hier alles nachzulesen:

http://www.nein-angriff-fristenregelung.ch/de/argumente.html

Und die Zeitung "vorwärts" hat sich die Mühe gemacht, mit Argumenten auf den Schwachsinn einzugehen - danke dafür!!, da könnt ihr also gerne nachlesen, warum unbedingt ein Nein eingelegt werden muss am Sonntag:

http://www.vorwaerts.ch/news/antifeministische-scharade/

Im Artikel führen die "vorwärts"-Menschen zwei Dinge an, die in dieser Initiative zusammenkommen:

1. die religiösen/ frauen*feindlichen/ heteronormativen/ rassistischen Argumente (schaut euch die schöne Weisse Mami-Papi-2 Kinder-Familie an, ist doch reizend), die immer die Grundlage der Anti-Abtreibungsdebatte bilden
- mit denen ich mich eben im Moment nicht auseinandersetzen mag, weil sie immer gleich und immer zum Kotzen sind und die Anti-Abtreibler eh nicht auf irgendwelche Diskussionen aus sind und meine Energie grad woanders benötigt wird (z.B. für die Lesungen, die ich plane, für die Vorbereitung aufs neue Semster, für die Auseinandersetzung mit Menschen, die tatsächlich ein Interesse an meiner Person haben, fürs Webserien schauen und fürs in der Sonne sitzen, Kaffeetrinken usw.) -

2. die neoliberalen Anti-Solidaritäts-Idee
Diese nutzen die Initiant_innen als Verschleierung der unter 1. angeführten Argumente, da mit jenen glücklicherweise momentan in der Schweiz keine Abstimmung gewonnen werden kann. Deshalb appelliert die Kampagne auch nicht offiziell an "Werte", sondern ans Portemonnaie.
"Ich will doch keine Abtreibungen mitfinanzieren wollen" steht da. Wenn mensch das nun ernst nimmt (und damit so tut, als würde mensch diese Argumentation als Hauptanliegen der Initiative glauben) heisst das, dass Menschen, die keine Abtreibungen brauchen, sich nicht an den Kosten derjenigen beteiligen wollen, die tatsächlich eine brauchen. Aha.

Da stellen sich doch einige Fragen:
A) es gibt noch viele Dinge, die ich persönlich nicht brauche, die aber andere brauchen und für die deswegen die Gemeinschaft aufzukommen hat, da sie dringend benötigt werden. Dabei geht es vor allem um medizinische Notwendigkeiten, wie es eine Abtreibung ist.
Also stelle mensch sich vor: Ich gehe Bergsteigen, breche mir den Arm, danach brauche ich eine Operation und einen Gips und mehrere Nachbehandlungen. Doch die Krankenkasse zahlt nicht, weil alle anderen keinen Bock haben, sich an meiner Gesundheit finanziell zu beteiligen. Kommt noch dazu: Ich habe das Risiko ja gesucht, schliesslich war ich Bergsteigen, also: selber Schuld!! Streichen wir doch grundsätzlich den Solidaritätsgedanken, jede_r bezahlt nur noch für sich selber - muss mensch halt schauen, nicht krank zu werden ohne ausreichend finanziellen Mitteln, sonst ists dann halt Pech.


und alles, was ich sicherlich nie brauchen werde, das will ich nicht mitfinanzieren und wenn es meinen Mitmenschen noch so hilft und wichtig ist für sie:















B) sogar wenn ich in dieser abstrusen Argumentation bleibe - sie geht noch nicht mal auf. Wird eine benötigte Abtreibung nicht bezahlt und somit eine Frau* dazu gezwungen, einen Fötus auszutragen, ergibt es viel grössere Folgekosten, als die einmaligen meist geringen Kosten (die meisten Abtreibungen werden ambulant mittels Einnahme von Medikamenten, sprich ohne operativen Eingriff vorgenommen). Und meine (rhetorische) Frage an die Initiant_innen/ Initiativbeantworter_innen: Wollt ihr diese Kosten dann übernehmen? Oder hörts da dann wieder auf, wie es der Mutter* geht, das ist euch ja eh scheissegal, aber sogar wenn dann ein Kind da ist, ist es plötzlich nicht mehr in eurer Verantwortung dafür zu sorgen, dass es aufwachsen kann:






mühsame Sache, dass wir soziale Wesen sind, die sich gegenseitig helfen müssen. Es wäre viel bequemer, jene in Not einfach da zu belassen, vor allem dann, wenn ich mich auf der sicheren Seite wähne, dass ich selber nie (diese konkrete) Hilfe brauchen werde.
Ja.. soviel dazu.

Ich schliesse mit den Worten einer Freundin, die die neoliberale Anti-Abtreibungs-Idee folgendermassen zusammengefasst hat:
Für Schlampen (die ungewollt Schwangeren) und Psychos (alle Beteiligten, die Folgeschäden von erzwungenen ausgetragenen Schwangerschaften davontragen - allen voran die Kinder, die die Föten dann sind) zahle ich nicht. Denn mit denen kann ich mich nicht identifizieren.
(Aber vorschreiben, was sie zu tun haben, will ich ihnen natürlich allemal.)

Naja, ich kann mich mit Menschen in Notsituationen und mit sexuell aktiven Frauen, sowie mit Menschen, die wenig Geld haben und auf Unterstützung bei medizinischen Eingriffen angewiesen sind, sehr gut identifizieren. Aber auch wenn ich es nicht so unmittelbar könnte, es gibt schlichtweg niemals einen validen Grund aus eigennützigen Motiven heraus auf Solidarität zu verzichten und sogar andere dazu anzustiften, nicht solidarisch zu sein.
Nope.

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